Freitag, 20. Januar 2017

Apotheker helfen bei Medikationsproblemen

Frankfurt am Main (landesapothekerkammer-hessen) – Chronisch Kranke oder ältere Patienten sind oft auf eine dauerhafte Therapie mit unterschiedlichen Arzneimitteln angewiesen. Doch mit der Anzahl der eingenommenen Medikamente steigt auch das Risiko von potentiell gefährlichen Neben- und Wechselwirkungen. Wer mehrere Medikamente einnimmt oder schlicht die Übersicht über die verschiedenen Präparate verloren hat, sollte die Kompetenz des Apothekers nutzen, empfiehlt Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen. Zudem haben Patienten, die mehr als drei Medikamente einnehmen seit dem 01. Oktober 2016 Anspruch auf einen Medikationsplan, dieser kann auf Wunsch durch den Apotheker ergänzt werden.
Viele hessische Apotheker haben sich in der letzten Zeit mit dem Thema „Arzneimitteltherapiesicherheit“ beschäftigt und entsprechende Schulungen absolviert (ATHINA - Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken).
Die Apotheker können so eine strukturierte Medikationsanalyse - und damit eine noch intensivere Betreuung - anbieten und sämtliche vom Patienten eingenommenen Präparate überprüfen und bewerten, ob die Zusammenstellung der Medikamente arzneimittelbezogene Probleme hervorruft oder ob sich gesundheitliche Risiken durch Wechselwirkungen erhöhen.
Eine Studie des Universitätsklinikums Heidelberg im Auftrag der Apothekerkammern Hessen, Baden-Württemberg, Nordrhein und Niedersachsen belegt nun, dass Patienten, die Ihre Medikation vom Apotheker überprüfen lassen, anschließend weniger arzneimittelbezogene Probleme haben und wichtige Anwendungshinweise erhalten.
Die im Rahmen der Studie untersuchten Fälle wurden von Apothekerinnen und Apothekern eingereicht, die sich im Rahmen des ATHINA-Projekts speziell im Bereich Medikationsanalyse fortgebildet haben.
Die 912 im Rahmen der Studie untersuchten ATHINA-Medikationsanalysen betrafen Patienten, die meist über 65 Jahre alt waren und durchschnittlich elf Arzneimittel einnahmen. Bei 95 Prozent aller untersuchten Fälle konnten die Apotheker mindestens eine Schwierigkeit bei der Arzneimitteltherapie erkennen. Hierzu zählt etwa eine Wechselwirkung zwischen den eingenommenen Präparaten oder Unklarheiten bei der Anwendung. Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen: „Eindeutig hat sich hier herauskristallisiert, wie wichtig eine Medikationsanalyse durch die Apotheker für die Arzneimitteltherapie dieser Patienten ist.“
Je nach Art des dokumentierten Problems leiteten die verantwortlichen Apotheker unterschiedliche pharmazeutische Maßnahmen ab. Funke: „Zu guter Letzt haben die Apotheker erfolgreich knapp 70 Prozent der auftretenden Probleme selbst gelöst oder einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet, um die Adhärenz der Arzneimitteltherapie für den Patienten zu optimieren.“ Besonders erfolgreich gelang es den Apothekern, Probleme bei der Arzneimittelanwendung zu lösen. Sie erklärten den Patienten beispielsweise, wie ein Asthmaspray anzuwenden ist oder informierten zum richtigen Einnahmezeitpunkt.
Bei ca. jedem dritten Problem kontaktierten die Apotheker auch die betreuenden Ärzte, um Vorschläge für eine Optimierung der Medikation zu unterbreiten, während bei 14 Prozent ausschließlich eine Beratung in der Apotheke stattfand. Funke: „Dieses Ergebnis bestätigt die Wichtigkeit eines multiprofessionellen Ansatzes bei dieser speziellen Herausforderung in der Medikationsanalyse.“
Laut Dr. Hanna Seidling vom Universitätsklinikum Heidelberg, die die Auswertung der ATHINA-Medikationsanalysen geleitet hat, ist ATHINA ein für die Apotheken vielversprechender Ansatz, um eine Medikationsanalyse flächendeckend und niedrigschwellig anzubieten. Seidling: „Die Studie zeigt, dass die Apotheker im ATHINA- Projekt sehr erfolgreich Probleme in der Medikation erkennen und kurzfristig geeignete Maßnahmen zur Lösung initiieren können.“
Der Landesapothekerkammer Hessen gehören rund 5.950 Apothekerinnen und Apotheker an. Der Heilberuf des Apothekers unterliegt einem gesetzlichen Auftrag. Zu den Aufgaben der Landesapothekerkammer gehören die Förderung der Fort- und Weiterbildung und die Überwachung der Einhaltung der Berufspflichten durch ihre Mitglieder. Die Landesapothekerkammer stellt ebenso eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung in ganz Hessen mit Medikamenten sicher.