Karl Heinz Hock (1930-2017) - KNA-Bild, Frankfurt am Main
Von Ernst Probst
Nachrufe bekannter Persönlichkeiten haben oft ein Manko: In
ihnen werden Verstorbene häufig als
wahre Heilige und Helden gerühmt, obwohl sie teilweise starke charakterliche
Mängel besaßen. Ganz anders liegt der Fall beim kürzlich verstorbenen deutschen
Publizisten Karl Heinz Hock. Der ehemalige Chefredakteur der Katholischen
Nachrichten-Agentur (KNA) und zeitweilige stellvertretende Chefredakteur der
Allgemeinen Zeitung (Mainz) war nicht nur als Journalist, sondern auch als
Vorgesetzter und Mensch in jeder Hinsicht stets ein Vorbild.
Der großgewachsene Hock mit kräftiger Statur strahlte auch
in kritischen Momenten immer Ruhe aus. Bei Diskussionen mit widerspenstigen
Mitarbeitern beispielsweise blieb er stets fair. Er schoss nicht schnell aus
der Hüfte, sondern dachte jeweils erst nach, bevor er etwas mit sonorer Stimme
sagte oder mit spitzer Feder schrieb. Wenn man einen guten Christen beschreiben
möchte, könnte man dies mit den löblichen Charaktereigenschaften des Katholiken
Hock tun.
Hock stammte aus dem Rheingau, wo er am 13. Dezember 1930 in
Rüdesheim (Hessen) zur Welt kam. Sein Sternkreiszeichen war Schütze. Diesen
Menschen sagt man Optimismus, Weltoffenheit, Fröhlichkeit und Direktheit als
positive Eigenschaften nach. Sorglos, angeberisch, taktlos und chaotisch, wie
mancher Schütze auch sein soll, war er sicherlich nicht.
Die journalistische Laufbahn von Hock begann im Rheingau.
Danach leitete er 27 Jahre lang von 1963 bis 1980 das Büro der
Nachrichtenagentur Deutsche Presse-Agentur (DPA) in Mainz. Er wirkte als
landespolitischer Korrespondent für Rheinland-Pfalz und kannte viele Persönlichkeiten aus Politik, Kirche,
Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft. Vier Jahre lang fungierte er als Sprecher
der Landespressekonferenz.
Von 1980 bis 1986 war Hock stellvertretender Chefredakteur
der Allgemeinen Zeitung (Mainz) im alten und heute nicht mehr existierenden
Pressehaus an der Großen Bleiche. Dort residierte er im 3. Stock in einem
kleinen Büro zwischen zwei Zimmern der von ihm geleiteten Politikredaktion. In
seinem Büro gab es drei Türen, von denen zwei in die angrenzenden Zimmer und
eines auf den Flur führte. Luxus war dort ein Fremdwort.
1986 avancierte Hock zum Chefredakteur der Katholischen
Nachrichten-Agentur in Bonn. Dieses verantwortungsvolle Amt bekleidete er bis
1996. Während seiner Zeit als KNA-Chefredakteur hatte er den Vorsitz des von
Nachrichtenagenturen aus Deutschland (KNA), Österreich (Kathpress) und der
Schweiz (Kipa), den Niederlanden (KNP) und Belgien (CIP) getragenen Centrum
informationis catholicum (CIC) in Rom inne.
Laut Katholischer Nachrichten-Agentur hatte Hock einen
direkten Draht zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl
Lehmann, und zu Bundeskanzler Helmut Kohl. Dies habe dazu beigetragen, dass
sich die KNA auf dem westdeutschen Medienmarkt als seriöse Quelle behaupten
konnte. Mit dem Aufbau der Ost-Berichterstattung und dem Ausbau des Berliner
Büros der KNA habe Hock die Basis für die neue Rolle der Agentur im vereinten
Deutschland und seiner veränderten konfessionellen Landschaft gelegt.
Hock wurde wiederholt bescheinigt, den Anliegen der Kirche
in der Gesellschaft große Aufmerksamkeit verschafft zu haben. Der damalige
Bundeskanzler Helmut Kohl lobte Hock anlässlich seines 65. Geburtstages, daran
mitgewirkt zu haben, dass die Stimme der Kirche in unserer pulsierenden Welt
Gehör findet.
Nach seinem altersbedingten Ausscheiden als
KNA-Chefredakteur Mitte 1996 arbeitete Hock als freier Journalist. Unter
anderem verfasste er zahlreiche Titelgeschichten für die Wochenendbeilage
Journal der Allgemeinen Zeitung (Mainz).
Für seine Verdienste hat
der katholische Publizist Hock hohe Auszeichnungen erhalten. 1986 verlieh man
ihm das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Von der Weltunion der Katholischen
Presse (UCIP) wurde er 1996 zum Ehrenmitglied ernannt. Papst Johannes Paul
ernannte Hock 1997 für seine Verdienste um die Publizistik zum Ritter des
Gregoriusordens.
2001 erschien das Buch „Am liebsten heiter“ von Hock mit
Gedanken über Humor‚ Liebe, Schönheit, Treue, Lüge, Arbeit, Einsamkeit, Glück,
Geschenke und den Sonntag im Verlag Ernst Probst (Mainz-Kostheim). Verleger war
ein ehemaliger Redakteur der Allgemeinen Zeitung (Mainz), der sich immer gern
an den verständnisvollen Chef Hock erinnerte. Unverständlicherweise wurde
dieses von Lesern und Leserinnen sehr gelobte Werk von den Zeitungen im
Rhein-Main-Gebiet, wo Hock seinen Lebensabend verbrachte, totgeschwiegen. Aber
die Katholische Nachrichten-Agentur wusste, was sich gehört, und verbreitete
eine wohlwollende Rezension, die in vielen Zeitungen zu lesen war.
Hock lebte nach dem zu frühen Tod seiner Ehefrau Hilde allein in
seinem Haus in Mainz-Gonsenheim. Am Montag, 31. Juli 2017, ist Hock im Alter
von 86 Jahren in Mainz gestorben. Seine Töchter, Söhne und Enkelkinder trauern
um ihn. Auf dem Friedhof seines Geburtsortes Rüdesheim fand er die letzte
Ruhe.