Freitag, 17. November 2017

Grabungen in Eppelsheim müssen weitergehen

Fund und Lebensbild des Menschenaffen Paidopithex aus dem Taschenbuch "Der Ur-Rhein" von Ernst Probst


Eppelsheim / Mainz (internet-zeitung) – Der Fund von zwei Zähnen aus rund 10 Millionen Jahre alten Ablagerungen des Ur-Rheins bei Eppelsheim und deren Deutung als Menschenaffenfossilien hat in der Fachwelt großes Aufsehen erregt. Nach Ansicht einiger deutscher Forscher aus Mainz und Koblenz ähneln diese beiden Zähne in Struktur und Form verblüffend Zähnen von Vormenschen aus Äthiopien. Andere Wissenschaftler dagegen meinen, nur einer der zwei Zähne aus Eppelsheim stamme von einem Affen und der andere von einem Wiederkäuer.

Wie dem auch sei: Selbst wenn es sich bei den zwei Funden vom September 2016 lediglich um einen Affenzahn und einen Wiederkäuerzahn handeln sollte, wäre dies immer noch ein großer Grabungserfolg. Die bisher bei Eppelsheim entdeckten Zähne und Knochen, die von Koryphäen unterschiedlich Affen oder Menschenaffen zugeschrieben werden, sind nämlich große Seltenheiten. Es handelt sich um einen Oberschenkelknochen der Gattung Paidopithex, Zähne von Rhenopithecus und um ein unscheinbares Fingerknochenfragment von Dryopithecus. Die von 1820 bis heute bei Eppelsheim geborgenen Affen- und Menschenaffenfossilien fänden in einem Karton, in den eine Sektflasche passt, genügend Platz.

Der Oberschenkelknochen von Paidopithex stimmt mit keinem von ausgestorbenen Affen oder Menschenaffen überein. Die Zähne des angeblichen Menschenaffen Rhenopithecus sollen mit der erstmals aus Ungarn wissenschaftlich beschriebenen Affenart Anapithecus identisch sein. Und die Deutung als Fingerknochenfragment von Dryopithecus ist umstritten.

Klarheit über die wahre Natur der Funde von Eppelsheim könnten neue aussagekräftigere Entdeckungen bringen. Dafür sind aber weitere Grabungen in den Ablagerungen des Ur-Rheins erforderlich, der etliche Kilometer weiter westlich als der heutige Rhein floss.

Bei weiteren Grabungen in der Gegend von Eppelsheim kann man noch auf viele spektakuläre Funde hoffen. Bisher hat man dort noch keine mehr als 1 Meter lange Riesensalamander, keine Papageien, Flamingos und andere exotische Vögel, keine Schädel und bezahnten Kiefer von Affen und Menschenaffen geborgen. Auch interessante Erkenntnisse über den Klimawandel, den Untergrund in Rheinhessen und den Ur-Rhein – und wer weiß was sonst noch – könnte man bei neuen Untersuchungen gewinnen. Dafür braucht man allerdings Geduld, Geld und Grabungsglück.